...moin nochmal aus dem Norden!
Ja, es geht natürlich in der Tat um Schuhe!
Und weil Wilhelm W. solch ein gewissenhafter Mensch war, können wir natürlich auch die Frage nach der Anzahl der Schuhe beantworten. Auf der Rückseite der Fahrzeugrechnung werden wir aufgeklärt: Gummistiefel, Arbeitsschuhe, Halbschuhe. Da wurde wohl die Belegschaft vom Autohaus Tretow mit Schuhen versorgt!?
Wir finden eine Summe von insgesamt 181,50 DM. Zu den vereinbarten 250,00 DM gibt es also eine Differenz in Höhe von 68,50 DM. Seine Marge? Ein kleiner "Trick", um nicht die vollen 250,00 DM versteuern zu müssen? Geliefert hat er die Schuhe offenbar erst am 13. Januar 1955 (quittiert von Herrn Hillebrenner). Vorne auf der Rechnung finden wir den Zusatz, mit Bleistift geschrieben:
"Dieser Betrag ist vereinbarungsgemäß nicht voll in Schuhwaren ausgeliefert, auch der Rest nicht in bar."
Tja, so ganz ist mir das bis heute auch nicht klar. Aber wenn man die Geschichte dieses Mannes und seines Autos, das übrigens das einzige Auto blieb, welches er in seinem ganzen Leben besessen hat, betrachtet, ist sicher vieles nicht unbedingt "normal".
Wilhelm W. hatte nach seinem ungewöhnlichen Ultimatum, das Auto unbedingt bis Weihnachten zu besitzen, übrigens nichts besseres zu tun, als noch am 23.12.1954 (also einen Tag nach der Lieferung) den Wagen gleich wieder abzumelden und erst im April 1955 wieder für den Verkehr zuzulassen! Überhaupt war der kleine Lloyd insgesamt nur 18 Monate zugelassen (nicht am Stück, sondern immer mal für ein paar Wochen, während der Sommermonate). Letztmalig 1961. Da fuhr Wilhelm W. noch einmal mit ihm zum TÜV, meldete ihn dann ab und nie wieder an. Der Wagen trägt noch heute die TÜV-Plakette von 1963. Besessen hat er den Wagen bis zu dem Zeitpunkt, als er im hohen Alter von 94 Jahren in ein Altenheim zog. Das war 2003. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir das Glück, dieses Auto von ihm aus erster Hand zu kaufen und aus der Garage zu holen, in der der Wagen fast 50 Jahre gestanden hat. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Wagen exakt 4.539 Kilometer gelaufen...
So. Nun ist die weihnachtliche Märchenstunde aber beendet.
Liebe Grüße,
Rainer.