Weser Kurier 23.02.2020
Ein Organisationstalent mit Borgward im Blut
Marion Kayser hat sich der Bremer Autobauerlegende verschrieben und sucht mit ihrem Oldtimerclub jetzt den Platz für eine Dauerausstellung
Der Nachbau des Traktors, den Borgward produziert hat, ist der jüngste Fang des Bremer Borgward-Clubs. Marion Kayser, Vorstand im Verein, steht stolz davor.
Marion Kayser hatte früh mit Technik zu tun. Ihre Eltern führen einen Betrieb, der Gartenmaschinen verkauft und repariert. "Wenn irgendwo was kaputt war, bin ich schon mal mit rausgefahren und habe beim Schrauben geholfen", erzählt die 46-Jährige. Heute ist das eine Passion von ihr. Kayser kümmert sich zusammen mit ihrem Mann um Autos, und es sind nicht irgendwelche. In der Garage stehen drei Borgwards. Fahrzeuge aus Bremer Fabrikation, Legenden, lang ist's her.
Kayser steckt tief drin in dem Thema, weiß so ziemlich alles, was mit dem Unternehmen von damals zu tun hat. Seit fünf Jahren sitzt sie im Vorstand des Borgward-Clubs und treibt ein großes Projekt voran: eine Dauerstellung mit wechselnden Fahrzeugen und Themen. Das Konzept steht, nur gibt es noch keinen Standort, keine geeignete Fläche.
Mindestens 1000 Quadratmeter sollen es sein, und zweimal schon war sie nah dran – im Bremer Tabakquartier und auf dem Kaffee-Hag-Gelände in der Überseestadt. In beiden Fällen scheiterte es nicht an den Vermietern, sondern an technischen Gegebenheiten. Pech gehabt, aber Kayser sucht weiter, denn Borgward, das spürt sie, zieht in Bremen. Es ist die Geschichte und noch viel mehr. Gar nicht lange her, dass Chinesen an der Weser ein neues Borgward-Werk bauen wollten. Das brachte die in Asien bereits wiederbelebte Marke plötzlich raus aus der Nostalgie-Ecke. Am Ende ist aus den Plänen aber nichts geworden.
"Borgward fasziniert mich", sagt Kayser. Der Firmengründer, "ein Mensch, der gut zu seiner Belegschaft war". Die Technik, die Anmutung der Modelle, ihre Formschönheit, einfach alles. "Carl Borgward war seiner Zeit voraus", glaubt Kayser, "schauen Sie sich doch nur mal die Isabella an."
Die Frau mit den langen Haaren und dem Strahlen im Gesicht kann sich und andere begeistern – erste Voraussetzung für ihren Beruf. Kayser organisiert Kongresse und Seminare, bundesweit und in den großen Städten. Klar, dass ihre jahrelange Erfahrung gerne auch von anderen genutzt wird, von ihrem Club zum Beispiel. Alle zwei Jahre lädt er andere Borgward-Liebhaber zu einem Treffen ein. 2016 kamen sie aus 16 Ländern und brachten Hunderte Fahrzeuge mit, ein Welttreffen. Dieses Jahr findet die Veranstaltung in kleinerem Rahmen in Oldenburg statt. Kayser hat auch Tauschgeschäfte mit den Chinesen gemacht. Ein paar Oldtimer, die als Leihgabe nach Fernost gingen. Als Gegenleistung bekamen die Bremer für ein halbes Jahr einen nagelneuen Borgward.
Der Bremer Club verfügt über einen reichen Fahrzeugfundus. Das sind zum einen die rund 450 Oldtimer der 180 Mitglieder. Es gibt aber auch drei clubeigene: Ein Feuerwehrauto, ein Bus, der früher als rollende Filiale der Sparkasse unterwegs war, und seit zwei Wochen auch den Nachbau des Traktors von Borgward. "Im Original gibt es den sicher nicht mehr, es wurden nur drei produziert", erzählt Kayser.
Als die ARD im vergangenen Jahr einen Spielfilm über Carl Borgward zeigte, war die Kritik nicht sehr angetan. Eines aber wurde herausgestrichen: "Es sind viele schöne Oldtimer zu sehen." Alles eine Frage der Organisation. Beschafft wurden die Fahrzeuge von Marion Kayser.
