Es gilt noch immer der alte Borgward-Spruch
"winnen buten un binnen", der sich am letzten Sonntag, 3. Juli 2022, wieder einmal bestätigt hat.
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Wir hatten uns nach der coronabedingten 2-jährigen Pause des Historic Grand Prix Belgiens, der auf dem Circuit Zolder stattfindet, wieder zum Concours d´Elegance angemeldet. In 2019 sind wir dort mit unserem FIAT ABARTH 1000 TC CORSA der Sieger in der Competition Class gewesen. In diesem Jahr war unter anderem eine Wertung für "Forgotten Brands" (vergessene Marken) ausgeschrieben gewesen. So haben wir uns gedacht, versuchen wir es doch einmal mit unserem treuen Isabella Coupe´.
Erfreulicherweise ist unsere Bewerbung von den Belgiern angenommen worden, wie z.B. auch schon in 1997, als wir mit diesem Coupe´ bei der Rallye Antwerpen-Lüttich-Antwerpen Teilnehmer gewesen sind (dafür den FIVA-Wagenpass über den DEUVET mit Unterstützung von Ulrich Kotte beantragt).
Also am Freitag von Krefeld auf nach Belgien zu unseren westlichen Nachbarn in der Provinz Limburg im 125 km entfernten Zolder-Terlaemen. Teilnehmertickets und Einfahrtsschein in das Fahrerlager waren uns per Email zeitgerecht zugestellt worden. Bei der Einfahrtskontrolle wurden wir freundlich von dem Personal begrüßt und eingewiesen. Da ich hier schon in 1988 mein erstes Rundstreckenrennen auf dem über 4 km langen Rundkurs gefahren habe, dem dort noch viele folgen sollten, war der Bereich für den Concours d´ Elegance leicht zu finden gewesen. Waren doch dort für jedes der 50 angemeldeten Klassiker ein eigenes 4x5 m großes Zelt aufgebaut gewesen, vor dem ein grüner Teppich ausgerollt war. An jedem Zelt war ein namentlich fahrzeugtypisches Banner angebracht, sodaß jeder Teilnehmer sein ihm zugedachtes Zelt leicht finden konnte. Wie waren wir erfreut gewesen, dass wir einen prime-place an vorderster Front bekommen hatten, an dem eigentlich jeder Veranstaltungsbesucher vorbei kommen musste.
Weil der Concours erst am Sonntag stattfinden sollte, konnten wir den Samstag gelassen angehen und uns dass Renngeschehen in den verschiedenen historischen Rennserien ganz in Ruhe ansehen. Viele Besucher nutzten die Gelegenheit zum Besuch der barrierefrei ausgestellten Fahrzeuge, was auch zum gern geführten smalltalk angeregt hat. Abends fand ich eine Visitenkarte unter dem Scheibenwischerblatt, auf dem der Visiteur vermerkt hat, "habe nog original kolben voor deze auto". Letzte anhaftende Insekten (ja es gibt sie wieder) wurden mit einem feuchten Leder entfernt und der Lack noch einmal hologrammfrei auf Hochglanz gewienert um anschließend ein schützendes Paletau für die Nachtruhe der Isabella niedergleiten zu lassen. .
Am Sonntagmorgen haben auf Einladung der Organisation alle Teilnehmer im festlich eingedeckten Partyzelt an einem gemeinsamen Frühstück teilgenommen. Dabei wurden das 11-köpfige Jurorenteam vorgestellt, dessen prominentestes Mitglied der frühere Formel -1- Pilot Thierry Boutsen war. Die Jury ist in verschiedene Fachgruppen aufgeteilt worden, weil sonst die Vielzahl der Fahrzeuge zeitlich nicht zu bewerten gewesen wäre. Alle Fahrzeugbesitzer/innen standen sozusagen Gewehr bei Fuss an ihrem Fahrzeug und öffneten den mit Sonnenhüten bekleideten Herren die Hauben und Türen ihrer Preziosen. Dabei wurden Fragen nach Eigentumsdauer (42 Jahre), Restaurationsumfang (ground up), Technik, Geschichte (Rallye Korsika Historic, AvD Histo Monte) usw. gestellt. Die Firmenhistorie von Borgward stand dabei natürlich im Vordergrund des Interesses, die ich dank meiner flämischen Sprachkenntnisse verständlich rüberbringen konnte. Insbesondere die Story, dass mit dem Isabella Coupe´ Menschen aus der DDR geschmuggelt worden sind, weil dieser Fahrzeugtyp hinter der Rücksitzbanklehne einen von außen nicht einsehbaren kleinen 2. Kofferraum besitzt, dessen Vorhandensein der Stasi und den Grenzsoldaten nicht bekannt gewesen war. Vorhandene Ausstattungsdetails wie GOLDE-Stahlschiebedach, Blaupunkt-Radio, ABARTH-Auspuffanlage und HALDA-Twinmaster wurden wohlwollend zur Kenntnis genommen. Unter den beiden Seitendeckeln der Zylinderkopfhaube mutmaßte einer der Juroren einen dohc-Zylinderkopf und war erstaunt zu erfahren, dass es sich hier nur um einen ohv-Kopf handelt und die Deckel lediglich den Zugang zur Ventileinstellung ermöglichen. Tja, der Niederrheiner weiss bekanntlich nichts, kann aber alles erklären.
Die Herren der Jury zogen sich zur genüsslichen Mittagszeit bei einem formidablen Menue im Festzelt zur Beratung zurück. Das Ergebnis wurde dann nachmittags durch Ankündigung des Streckensprechers unter großem Tamtam zelebriert. Preise wurden in den 8 Kategorien vergeben, wobei die preisgekrönten Fahrzeuge ein Ferrari 400i, Dino 246 GTS, Saab 96 Combi, BMW M1, Lotus Esprit Turbo JB, Honda NSX, Bentley 4,5L und ein Renault 5 GT Turbo. Da der v.g. Saab in meiner Klasse "Forgotten Brands" prämiert worden war, dachten wir nicht mehr über einen Preis nach. Doch bekanntlich kommt das Beste zuletzt. Als
"Car of the show" wurde das Borgward Isabella Coupe TS aufgerufen. Wow, das gegeben war nun eine echte Überraschung gewesen. Bei der Überreichung des Preises in Form einer gravierten Glasplatte erwähnte der Sprecher, dass insbesondere die Story rund um das Fahrzeug letztendlich den entscheidenden Ausschlag gegeben hat.
Der krönende Abschluss der Veranstaltung fand für alle Teilnehmer in einer über mehrere Runden gehende Demo-Fahrt auf dem Circuit von Zolder statt, bei der sich die Fahrzeuge in Motion den zahlreichen Besuchern noch einmal präsentieren konnten.
Die Sonne, die lockere Atmosphäre und ein abwechslungsreiches Programm sorgten für eine gelungene Ausgabe des Historic GP. Im nächsten Jahr feiert der Circuit von Zolder sein 60-jähriges Bestehen, ein Grund mehr, die nächste Ausgabe des Historic GP zu etwas Besonderem zu machen. Wir kommen in jedem Fall wieder, vielleicht dann mit dem ABARTH 1000 OT Spider. Nächste Woche geht es zum Solitude Revival bei Stuttgart, wo das 100-jährige Bestehen der Rennstrecke gefeiert wird. Leider ist dort kein Borgward RS (Hans Hermann) am Start, aber wir mit dem Abarth 1000 TC Corsa. Vielleicht sieht man(n) sich dort ?
Bleibt gesund und habt immer einen stabilen Öldruck
Gruss Klaus Kleber