Hallo zusammen,
da auch bei meiner Restaurierung das Problem einer gebrochenen Kapillarleitung anstand, kurzer Praxisbericht zur Reparatur des Kapillarröhrchen und dessen Befüllung.
Verursacht wurde der Bruch und damit das austreten des Äthers bei dem Versuch den Fühler aus dem Thermostatgehäuse zu ziehen, der extrem festgefressen war. Ein Ruck zuviel beim ziehen und drehen und schon wars passiert. Man nahm den Geruch austretenden Äthers merklich war. Scheibenkleister, brauchte kein Mensch!
Ich erinnerte mich an einen alten Beitrag im alten Forum von Frank LKW (2013) zum Fernthermometer mit Anleitung zur Reparatur und Neubefüllung, die so auch schon länger im Netz kursierte.
In meinem Fall mußte erst einmal die Bruchstelle im vorderen Fühlerbereich entsprechend mit einem dem Durchmesser entsprechenden Kupferrohrhülse verstärkt, bzw. wie in der Abbildung ersichtlich geschuht werden.
Vorraussetzung: Bruchstelle ausfindig machen, Drahtgeflecht aufschneiden und beiderseits der Bruchstelle wegschieben/aufstauchen, so das beide Enden zugänglich sind für das einfügen einer Hülse. Zuerst muß aber sichergestellt sein, das die Kapillare beiderseits des Bruches auch frei sind und nicht gequetscht oder zusammengestaucht sind.
Bei unseren Kapillaren reden wir von einem Außendurchmesser von 1,2mm und einem Innendurchmesser von ca. 0,27 mm. (Glücklicherweise habe ich in enem Bastelladen ein Röhrchen als Meterware mit exakt 1,3mm Innendurchmesser gefunden, also Ideal!
Sollten die Öffnungen nicht sauber erscheinen, empfiehlt sich die entsprechende Bruchstellen einfach neu abzutrennen. Es kommt hier nicht auf ein paar Zentimeter an.
Wichtig, das kann nicht einfach mit dem Seitenschneider passieren, sondern man muß das Kapillar quasi schwächen, rundum mit dem Cutermesser oder einer Feile bearbeiten und die letzten Zehntel quasi direkt brechen oder besser abdrehen/abscheren, damit der innere Querschnitt erhalten bleibt. Darauf achten, das keine Bearbeitungsrückstände oder Stäube die Leitung kontaminieren.
Um den richtigen Querschnit zu sichern, kann man Edelstahl Federdraht von einer Stärke von 0,25 bis 0,27mm nutzen. Wenn man den einführen kann ist die Öffnung OK.
Wie im Bild zu sehen. Hier wurde das Kap.-Röhrchen bis in den Fühler kpl. neu eingelötet, daher auch die Trennung des Geflechts vorne am Fühler, der später mit Schrumpfschlauch wieder eingefasst wurde, da das Geflecht nicht mehr in die vorgesehene Quetschverbindung einzubringen war.
Anschließend das zusammenfügen und verlöten beider Enden mit Hilfe der Hülse. Hierzu die Hülse lang genug dimensionieren und beide Enden einschieben, mit genügend Überlappung, aber auch ohne die freien Enden in der Hülse zusammenzustoßen! Vorher die Kapillarleitungsenden mit Schleifpapier säubern, damit ein verlöten problemlos fünktioniert.
Das sieht dann so aus:
Das Geflecht wurde später wieder zusammengeschoben und ebenfalls wieder mit Schrumpfschlauch gestützt.
Zur eigentlichen Reparatur müsste nun eigentlich die Kapillarverbindung am Fernthermometer selbst gelöst werden. Dazu benötigt man aber einen Lötkolben entsprechender Leistung. Zudem kommt wieder das Problem auf, wie das Geflecht wieder in die Hülse bekommen. Quasi unmöglich, ohne neue Hülse und Quetschverbinder.
Also den einfachsten und unkritischen Weg wählen. Das was vorne am Fühler klappte, wurde dann auch ca. 10-15 cm nach dem Instrument gemacht - Leitung einfach aufgetrennt.
Jetzt konnte die Befüllung beginnen. Eine Schale mit Eiswasser und eine mit Heiswasser und eben den Diethylether.
Handhabung wie im ersten Anhang unter Pos.4 beschrieben!
Nun wurde das offene Ende der Fühlerleitung erst in das heiße Wasser getaucht um Luftblasen und Restäther entweichen zu lassen. Zeigt sich per Blubberbläschen die immer weniger werden sollten. Danach ins Eiswasser um wiederum den Äther anzusaugen, das System zu befüllen. Das wechselweise bis wirklich keine Bläschen mehr auftauchen.
Das freie Ende im Äther kann vorher einseitig bereits mit der Hülse verlötet werden, dann hat man später nur noch eine Lötstelle zu handhaben um das System mit dem Instrument wieder zu schließen.
Siehe Bild. Auch hier wieder Durchgänge mit Draht gesichert, vor dem löten entfernt.
Jetzt, nach der erneuten Verbindung also der Praxistest - kochendes Wasser und Fühler rein.
Das Instrument bewegte sich zwar, verblieb aber bei max. ca. 75° C und ging keinen Schritt weiter.
Was war der Fehler? Da die Physik ja prinzipiel funktionierte, musste es an der Art der Befüllung liegen. Also letzte Verbindung einseitig zum Instrument wieder gelöst und Füllvorgang erneut gestartet. Der eigentliche Fehler lag am Heißwasser und dessen schnell abgefallener Temperatur. Damit wurde die Leitung offensichtlich nicht ausreichend geleert.
Da die Arbeit wegen des Äthers im freien stattfand, kühlte das Wasser entsprechend schnell ab und das Kapillarrohr konnte gar nicht richtig evakuiert werden.
Also nochmal mit richtig heißem Wasser das Prozedere wiederholt und erneut das System getestet und nun auch bestanden. Siehe Bild.
Bei kochendem Wasser exakt 100°C in der Anzeige. Besser geht nicht! Dds Instrument ging schön kontinuirlich hoch. und ist auch nach dem Einbau weiter funktionsfähig.
(Brauche nicht zu erwähnen das mein Frauchen zur Zeit des (Küchen-) versuches nicht anwesend war, sonst...
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Also dann, es geht auch ohne teures einschicken zu einem Spezialisten.
Schraubergrüße
Rolf
Nachtrag: Vergaß zu erwähnen, das ich über das Abschirmgeflcht eines Elektrokabels ein schönes goldenes Geflecht gefunden habe, welches über das eigentliche Geflecht und die mit Schrumpfschlauch geflickten Stellen übergestülpt werden konnte. Sieht nun wieder aus wie neu, wie oben im Bild ja zu sehen.