Hallo zusammen,
bin ja gerade dabei mein Coupe TÜV-fertig zu machen, wobei mir nochmal die Warnblinkanlage negativ auffiel.Die Anlage wurde mit dem neuen Gesamtkabelbaum und dem elektronischen 6V-Warnblinker von Clubfreund Egon bezogen und verbaut. Genial beschrieben und schön zu verbauen gewesen. Trotzdem fiel mir auf, dass der Warnblinker offensichtlich nicht richtig funktionierte, da er eine ziemlich hohe und nervöse Blinkfrequenz im Gegensatz zum normalen Blinker aufwies. Also keinesfalls TÜV-fähig.
Das Thema habe ich Monate lang schleifen lassen und bin nun endlich mal der Ursache hinterhergegangen.
Also der Reihe nach:
Für den Warnblinker nutzte ich eine vorhandene Bohrung im Armaturenbrett weit links fahrerseitig, wobei der Schalter dann quasi hängend zum Fußraum positioniert wurde.
Konnte mich erinnern, dass der Vorbesitzer hier eine Wischer-Intervallschaltung installiert gehabt hatte.
Jedenfalls war das sperrige Gehäuse teils im Weg. Um das passend und spannungsfrei zu montieren, musste das Alu-Gehäuse partiell gestaucht werden.
Die Position war gut, also ging ich das Risiko ein, demontierte den Warnblinker. Sah nach ob in der geplanten und erforderlichen Eindellung innen jemand "wohnt" , was nicht der Fall war (Hohlraum) und setzte stumpf um. Garantie erloschen, aber Platz gut gesichert! Was muß das muß, trotz 100€ Sachwert!
Die Funktion wurde geprüft, die hohe Blinkfrequenz fiel denoch auf, um die sich nun gekümmert wurde.
Also ausbauen und nachsehen, was im Inneren evtl defekt sein könnte. Meine Gehäusemodifizierung konnte ich als Ursache ausschließen, aber eventuelle Fehler beim Zusammenbau eben noch nicht.
Das sieht dann so aus:
Das ganze besteht aus zwei Platinen, wobei diese Huckepack zusammengelötet sind.
Die untere und größere enthält das Layout auf dem die Kontaktbahnen für die Schleifkontakte beim bewegen des Schalters fahren und entsprechende Kontaktebenen brücken. Die Kontaktfedern befinden sich in der Bodenplatte bei den Anschlußkontakten. Die Platine oben auf, enthält das Relais und ein paar diskrete Bauteile.
Für interessierte - solche Schaltungen bestehen meist aus einem astabilen Multivibrator(Kippstufe) deren Schaltzeiten über ein RC-Glied (Widerstand und Kondensator) bestimmt werden.
Zwei von den drei sichtbaren blauen Bauteilen (sogenannte Elektrolytkondensatoren) sind in ein RC Glied als zeitbestimmend involviert. Haben diese, z Bsp. durch Alterung, Werteverluste in der elektr. Kapazität, hier gemessen in µF, könnte dies eine Ursache der Blinkfrequenzabweichung sein.
Mit diesem Wissen konzentrierte sich die Prüfung zuerst eben auf diese Bauteile. Eine erste Messung eines Elko's ergab bereits eine deutlich meßbare Abweichung. Da dies aber in der Schaltung gemessen wurde, konnte eine Fehlmessung nicht ausgeschloßen werden (Parallkapazitäten, andere Bauteile, etc.). Daher mußten die Bauteile vereinzelt werden, was nur über eine Vereinzelung auch der Leiterplatten zu machen war, da die Anschlußbeinchen der Elko's und auch zwei Kontaktbrücken durch beide der LP's verlötet waren.
Also ran mit Lötkolben und elektr. Lötzinnabsauger.
Die erste Messung mit einem Kapazitätsmeßgerät. Referenzwert die am Bauteil aufgedruckten Werte.
Erster Kondensator Sollwert 100µF; Istwert nur ca. 78µF - kann bleiben, da mit ca. 10-20% Toleranz bei diesn Japan-Elkos gerechnet werden kann! Zudem nur Siebelko oder ähnliches.
Nun die relevanten Messungen an den zeitbestimmenden RC-Kombinationen, bestehed aus je zwei 220µF Elkos und deren Widerständen, die aber außer acht blieben..
Zweiter Kondensator Sollwert 220µF; Istwert ca. 321nF, also eine vielfach (drei Zehnerpotenzen) kleinere Kapazität. Im Fachjargon als "elektr. Taub" bezeichnet.
Austausch erforderlich!
Dritter Kondensator Sollwert 220µF; Istwert ca. 107µF. Ebenfalls hälftiger Kapazitätsverlust. Austausch erforderlich!
Also Teile entsprechen auslöten, ersetzen und Platinen wieder Original verbinden. Vorher noch eine Probemessung der Ersatzteile. Mit nun 199µF(statt 220µF) i.O und innerhalb der Toleranz akzeptabel.
Ansicht der Rückseite auch der kleinen Leiteplatte, welche die elektronischen Bauteile, hier alles einfach diskret ohne IC's aufgebaut, trägt, aber bereits im SMD-Format, kombiniert mit den Elkos, dem Relais und ein paar Brücken, auf der Oberseite (axial/radial-Bestückung).
So, alles wieder zusammengefügt, Gehäuse vercrimpt und eingebaut zum Test.
Optisch, nach zweimaliger Demontage nicht mehr der ästhetische Hochgenuß, aber Zweckmäßigkeit ging hier vor und die Reparatur war sowieso unumgänglich.
Kaum erwähnenswert, das nach der Vermessung und Austausch der zwei betroffenen Teile, die Warnblinkanlage im richtigen Rhythmus seinen Dienst wieder versieht!
Der TÜV rückt näher!
Wer sich beim Einbau genau dieses Bosch Warnblinkers als Beipack zum neuen Kabelbaum, ähnlicher gelagerter Probleme gegenübersieht, sollte gleich Egon Krill kontaktieren,
bei mir war die Garantie nicht mehr gegeben, also war Selbshilfe angesagt.
Das generelle Problem beim einlagern elektronischer Komponenten, sind eben diese Elektrolytkondenatoren und auch best. Speicherbausteine, die Lagerungen über 10-15 Jahre nicht vertragen.( Elkos könnten neu konditioniert werden, aber wer macht das bei den Pfennigbeträgen socher Bauteile) Das wird z. Bsp. bei jedem industriellen Audit in Elektronikfertigungen für einzulagernde Ersatzteile immer wieder abgefragt.
Schraubergrüße
Rolf