Guten Abend Volker,
der Spinner aus Bayern bin ich. Wollte das Auto kaufen weil es derart günstig angeboten wurde und bin nach einigem hin und her zu einer Besichtigung hingefahren...
Im Vorfeld ging es mir genauso: Schlechte Fotos und die dann kamen, haben mehr Fragen als Antworten geliefert.
Der Preis eigentlich zu gut um ein komplettes Auto zu rechtfertigen. Aber wenn man was haben will, ignoriert man halt gerne die Alarmsignale. Der Typ schon am Telefon eher weniger angenehm.
Er schlug ein Treffen an einem heruntergekommenen Hotel vor, weil "der Standort des Autos so schlecht zu finden sei"... Ich war eine halbe Stunde eher da und er war dann überraschend schnell an diesem Treffpunkt. Der unangenehme Eindruck verstärkte sich beim persönlichen Kennenlernen noch. Verschwitzt und hektisch meinte er, dass er jetzt eigentlich keine Zeit habe und wir uns beeilen müssten! Ich meinte, dass ich doch schon früher da bin und nach über 600 Km die ich für die Anfahrt aufgewendet habe, will ich das Auto schon in Ruhe ansehen.
Er raste dann wie ein Wilder zum Standort des Wagens, ein ehemaliger Schrottplatz. Von wegen schlecht zu finden. Es handelte sich um eine völlig alleinstehende Einzellage an einer Ausfallstraße unweit der Autobahn. Das könnte wirklich jeder auch ohne Navi finden.
Dort angekommen rief ihn jemand an, woraufhin er noch aggressiver wurde. Trotzdem sperrte er eine Halle auf und dort stand auch das Auto. Ich ging hin und nach einem ersten Rundblick sah ich unter die Haube, weil er am Telefon den Motor besonders lobte, wie gut der sei. Ich drehte an der Riemenscheibe, aber er ließ sich durchdrehen, als wären weder Pleuel noch Kolben drin.. Das sagte ich dem Verkäufer, der sofort dazu überging, mich anzugreifen! Ich hielt abwehrend meine Geldtasche mit dem mitgebrachten Gegenwert hoch und sagte ihm, dass das kein Problem sei, ich eben mein Geld behalte und er seinen Oldtimer. Den könne er ja verkaufen wem immer er will.
Das hat ihn leider erst richtig angestachelt und er nahm Anlauf auf mich! Zuerst konnte ich zurückweichen und aus der Halle flüchten. Vor dem Gebäude holte er mich jedoch ein und dort verprügelte dieser Schläger mich derart, dass ich reif für ein Krankenhaus war!!
Im Verlauf dieser Prügelei entriss er mir die Geldtasche und er als nächstes riss er an meinem Kopf dass er mir den Hals brechen wollte. Ich konnte ihm aber in einen Finger beißen und nochmal entkommen. In meinem Wagen eingeschlossen, rief ich die Polizei um Hilfe, die auch schnell kam. Dieser Wahnsinnige war da aber schon mit seinem PKW davongerast. Die sofort eingeleitete Fahndung der Streife ergab, dass er selber zur dortigen Polizeidienststelle gefahren war um mich seinerseits wegen Körperverletzung anzuzeigen... Ich hatte ihm ja in den Finger gebissen!
Leider war das noch nicht das Ende der Geschichte: Die Polizei glaubte diesem Täter offensichtlich mehr als mir, so dass die erstmal mein Auto durchsuchten. Das Geld war aber bei mir nicht mehr zu finden. Es wurde dann erstmal die Frage gestellt, ob ich überhaupt welches dabei gehabt hätte!? Beim "Verkäufer" des Autos fanden die Beamten aber das Geld auch nicht.
Nach zwei Stunden auf der Polizeidienststelle wurde ich dann als Beschuldigter laufen gelassen. Den Täter hat man übrigens schon vor mir auf die Straße gelassen. I
ch kam mir vor wie in einem schlechten amerikanischen Film: Am einsamen Ort kennen sich der Sheriff und die Kriminellen und sehen zu wie ein Opfer nach dem anderen verschwindet.
Ich machte mich dann geschlagen auf den Weg nach Hamburg, denn ich wusste auf Grund eines Bandscheibenvorfalls, dass es dort eine Spezialklinik für Wirbelsäulenprobleme gibt. Inzwischen bekam ich nämlich starke Schwerzen in der Halswirbelsäule. Um es Vorweg zu nehmen: In dieser Klinik wurde ein abgesprengtes Knochenteil vom 5. Wirbel festgestellt.
Von der Polizeidienststelle führte mich das Navi Richtung Autobahn und zufällig kam ich so wieder am Tatort vorbei. Nachdem ich auf der Polizeidienststelle lange genug darüber nachdenken konnte, wo der das Geld hat verstecken können, als er so schnell auf der Polizeiwache war, wusste ich, dass es noch dort sein musste.
Kurzentschlossen wendete ich meinen Wagen und fuhr nochmal zum Tatort um das Geld zu suchen und konnte das Geld dort wider Erwarten tatsächlich finden!
Die Polizei, die ich aus dem Krankenhaus anrief als ich mein Handy wieder geladen hatte, war allerdings gar nicht darüber erfreut. sie meinten, das sei doch ein Beweismittel, das ich hätte abliefern müssen...
So weit meine Erfahrung mit diesem Angebot. Wer hier der Spinner ist, mag sich jeder selber überlegen und jetzt zum Auto, das ja nichts für seinen Eigner kann:
Schon auf dem einzigen ordentlichen Foto das es gab, konnte man sehen, dass die Kühlermaske schlecht repariert wurde. Diese Reparatur wurde offensichtlich noch in der aktiven Zeit des Wagens gemacht. Da war es wohl nicht notwendig original zu sein. es ging sicher nur darum das Auto am fahren zu halten. Das bestätigte auch der erste Blick vor Ort. Man kann den retten, es ist aber einige Arbeit dafür nötig. Der Einsatz gehört dort nicht rein. Neuen Ersatz kann man aber bekommen. Genauso der Kühler dahinter: Komplett zu restaurieren.
Den Motor hatte ich bereits erwähnt. Auch der ist rettbar, aber man sollte Kolben. Lager, Ventile, einfach komplett, einkalkulieren.
Lager hab ich übrigens gerade welche für einen 1700er Motor beauftragt. Die gießt ein Spezialist so, dass sie als Semilager in möglichst viele Verschleißszenarien passen.
Das Getriebe konnte ich nicht genauer anschauen, ich konnte nur sehen, dass es völlig verölt war. Interessanterweise auch dort, wo der Schalthebel aus dem Getriebe kommt. Als wäre es immer mit zu viel Öl unterwegs gewesen, das dann dort rausgedrückt und mit Schmutz zu einem Kragen wurde. Es wurde also sehr lange gefahren. Das Auto kam angeblich über Polen nach Deutschland. Das würde auch erklären, dass es einfach gefahren wurde, bis nichts mehr ging.
Die vorderen Sitze fehlten. Die Rücksitzbank lag ausgebaut mit den Kotflügeln im Auto. Alles sehr schmutzig. Der Bezug aus Kunstleder der Rücksitzbank war nach dieser Schnellansicht rettbar. Ob er allerdings spröde war, konnte ich in der kürze der Zeit nicht untersuchen. Da die vorderen Sitze nicht da waren, muss man jedoch wohl eh alles neu machen.
Die Türen fehlten komplett. Genauso wie die Instrumente und die Türgriffe. Auch der Griff vom Kofferraumdeckel war nicht zu sehen. Die vordere Stoßstange fehlte auch.
Blechmäßig machte das Auto einen recht guten Eindruck. Vielleicht eine Woche Arbeit. Das darunter liegende Holz konnte ich jedoch leider nicht untersuchen. Insbesondere die neuralgischen Stellen der B-Säule und der Übergang zum Kofferraum. Da aber die Türen abgebaut und selbst im Motorraum die Nägel der Bleche -zumindest teilweise- gezogen waren, steht zu befürchten, dass da weiches Holz drin ist und die Karosse runter sollte, um das Auto vernünftig zu restaurieren. Es sieht alles in allem nach einer abgebrochenen Restaurierung aus. Weil der Restaurateur erkannte, dass es unrentabel wird, oder war er schlichtweg überfordert?
Alles in allem also ein gerechtfertigter Preis? Das mag jeder selber beurteilen.
Ich rate auf Grund meiner Erfahrungen jedoch dringend dazu, in keinem Fall alleine dort hin zu gehen und auch zu zweit nur Leuten, die gut gebaut sind und sich zu wehren verstehen. Wer weiß, vielleicht ist das ja die Masche dieses Verirrten und es liegen schon einige verscharrt um diesen einsamen Ort herum.
Beste Grüße an alle Spinner die diese tollen Autos am Leben erhalten
PS: Wer einen ehrlichen Hansa 1100 sucht, der wird mein Angebot mit dem rot grundierten Wagen auf Ebay Kleinanzeigen ebenfalls finden und bei mir dürfen alle gefahrlos und in aller Ruhe das Auto untersuchen.