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Zeitungsausschnit Ende August 2020 der Sylter Nachrichten.
Ausschnitt, damit wir den Text lesen können:
Von Anna Goldbach
SYLT „Paulsen kauftdie letzte Inselbahn“, titelte die Sylter Rundschau im Juni 2013. Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums seines Unternehmens hat der Eigentümer der Sylter Verkehrsgsellschaft(SVG) damals den letzten BorgwardLeichttriebwagen der ehemaligen Sylter Inselbahn für 15000 Euro gekauft. Über achtzig Jahre gehörte die Inselbahn zwischen List und Hörnum zu den festen Einrichtungen des Sylter Badebetriebs. Sven Paulsen rettetedamit also nicht nur den letzten Triebwagen der Inselbahn vor
der Verschrottung, sondern auch ein Stück Sylter Geschichte.Zuvor hatte der Leichttriebwagen–alteingesessenen Syltern sicher besser bekannt als „Rasende Emma“, „NiveaSchnellzug“, „Feuriger Elias“
oder„Käseschieber“–imHannoverschen Straßenbahnmuseum in Sehnde gestanden.Das Museum hatte in den 80er
Jahreneinen Bestandvonüber 600 Fahrzeugen angehäuft,war dann aber umgezogen –die Fahrzeuge konnten in den neuen Räumlichkeiten nichtalle untergebracht werden.„Sprich, es stand alles imFreien“, erzählt ProjektleiterMartin Kilb. Wirklich etwas aufgearbeitet wurde nicht, auch das Unikat der Inselbahn
gerietin Vergessenheit. In den darauffolgenden Jahrenverabschiedete sich das Museum von einem Großteil der Fahrzeuge – einige wurden verschrottet, andere verkauft. Ein Mitarbeiter des Museums nahm sich Ende der 90er dem Projekt Inselbahn Sylt an.„Man muss aus heutiger Sicht sagen: Das Ganze war leider
zum Scheitern verurteilt. Die Restauration ist zu aufwändig,um sie im Alleingang bewerkstelligen zu können“, so Kilb. Nachdem Sven Paulsen den Borgward-Leichttriebwagen LT 4 erworben hatte, ging die Arbeit erst richtig los: „Dann wurden von uns erstmal alle Teile zusammen gesucht, was über mehrere Monate hinzog“, erinnert sich Martin Kilb. Eine passende Werkstatt inNordrhein-Westfalen musste gefunden werden, denn das Fahrzeug sollte aufwändigund originalgetreu restauriert und fahrtüchtig gemacht werden.
Mittlerweile steht die Zugmaschine schon seit einiger Zeit weitgehend fertiggestelltim Ausstellung-sraum der Firma Nutzfahrzeug-Veteranen Center (NVC), temporär mit Straßenrädern ausgestattet,
um wenigstens rollfähig zu bleiben. 2015 wurde hier mit den Die Inselbahn „Rasende Emma“ FOTO: ARCHIV SYLTPICTURE
Arbeiten begonnen,wobeiwenig mehr als ein Rahmen mit Fahrwerksteilen überhaupt noch verwendbar war. Viele Blechteile waren zu ersetzen, wobei das keineswegs mit heutigem Kraftfahrzeug-Karosseriebau vergleichbar ist. Das Führerhaus hat beispielsweise einen Holzrahmen–was bis in die 60er-Jahre als Stand der Technik galt. Schon beim Bau wurden die Blechteile einzeln daran angepasst. Dadurch sei
es bei der Restaurierung völlig undenkbar, ein passendes Gebrauchtteil zu bekommen.
Auch dasDach des Triebwagens mit seinen stählernen Seitenwänden besteht aus Holz. Die Sylter Verkehrsgesellschaft verfügte schließlich wie alle Kleinbahnen auch über eine Holzwerkstatt, die
mitin den Bau dieser Fahrzeuge eingebunden war. Besonderheit an denen von der SVG in den 1950er-Jahren
entwickelten Fahrzeugen war aber der Aufbau als AufliegerTriebwagen in der Form eines
Sattelschlepperfahrzeuges wiesieauchaufder Straße fuhren. Eigentlich war diese Verwendung von SattelschlepperZugmaschinen für den Personentransport mit speziellen Aufliegern eine Idee, die kleinen Fuhrunternehmen eine flexible Verwendung der Zugmaschine ermöglichen sollte.
Durchgesetzt hat sich dies in Deutschland jedoch nicht. Aber der damalige Eigentümer der SVG, Ruy Prahl, hatte einsolchesStraßenfahrzeugin seiner Flotte und kam so auf die Idee, dies auch auf Schienen setzen zu können. Der Rohbau des sanierten Fahrgastbereiches ist nun schon
seit einiger Zeit fertiggestellt und wartet bei der IVECOWerkstatt Senden in Geilenkirchen auf seine Inneneinrichtung. Dort sei auch das Richtfest zu „feiern“. „Bei Restaurierungsarbeiten gibt es ein paar Grundregeln“, erklärt Kilb, man kann ihn schmunzeln hören. „Erstens, es dauert länger als man
sich überlegt hat und zweitens wird es teuerer.“ Zweiteres hätte sich zwar nicht verwirklicht – bis jetzt blieben alle Kosten im veranschlagten Rahmen. Ersteres
allerdings schon, denn eigentlich wollte man längst mit diesem einzigartigen Fahrzeug unterwegs sein.
Doch die Arbeiten kamen vorüber einem Jahr zum Erliegen. Der Grund: Die Finanzmittel waren aufgebraucht unddasgesteckte Spendenziel von 300000 Euro war und ist bis heute nicht erreicht.
Zu der anfänglichen Spende der SVG kamen bis heute rund 90000 Euro von über 120 Spendern, 45 davon nutzten das Patenschaftsprogramm auf Projekt-Website
www.sylter-duenenexpress.de. Dort ist es möglich, gegen eine Spende symbolisch die Patenschaftfür ein Bauteil des Fahrzeugs zu übernehmen. Noch
immer sind etliche Bauteile auf der Projekt-Website „verfügbar“.
Dabei ist das Ziel der Museumsbahner noch im Laufe des Jahres 2021 die Zugmaschine wieder in einem vorzeigbaren Zustand zu versetzen. Dann feiert der Verein nämlich sein 50-jähriges Bestehen.
Undwas fehltjetztnoch?Lackierung, Fenster und spezielle Teile für die Räder werden nochbenötigt. „Wie dasGanze am Ende farblich aussehen wird, ist noch unklar“, gibt der Projektleiter zu Bedenken.
Vermutlich im Stil 50er oder 60er Jahre. „Es sollte schon der Zustand sein, der den Leuten von damals im Gedächtnis geblieben ist – mit entsprechender Reklame.“
SpendenfürdenBorgward-LTwerden auf folgendem Spendenkonto gerne entgegengenommen:
IBAN DE75217500000164401358 (BIC: NOLADE21NOS) und sind steuerlich absetzbar. Mehr aktuelle Informationen findet man stets auf
www.sylterduenenexpress.de